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Handball-Bezirksliga: Vorwärts Gronau zu Hause weiter ungeschlagen

Reserve, Trainer, Abstinenzler

Gronau

Wir schreiben den 9. April 2011. Die Handballer von Vorwärts Gronau haben soeben ihr Heimspiel gegen SuS Neuenkirchen mit 23:27 verloren und schließen die enttäuschende Saison mit einem achten Platz und einem negativen Punkteverhältnis ab. Dreieinhalb Jahre später würde sich an diese Partie vermutlich niemand mehr erinnern. Wenn sie nicht einen historischen Wert hätte. Denn seit jenem Samstag im April haben die Vorwärtsler in eigener Halle an der Laubstiege nicht mehr verloren.

Nils Reschke

Übernahm Verantwortung: Maik Visschedyk führte gemeinsam mit Alex Priggen und Sebastian Heuer das Vorwärts-Team zum verdienten Remis gegen Neuenkirchen.
Übernahm Verantwortung: Maik Visschedyk führte gemeinsam mit Alex Priggen und Sebastian Heuer das Vorwärts-Team zum verdienten Remis gegen Neuenkirchen. Foto: aho

„Dieses Mal sind sie fällig!“ So oder so ähnlich wird sich das mancher Akteur vom SuS Neuenkirchen wohl gedacht haben. Jener Verein also, der den Vorwärts-Handballern vor über dreieinhalb Jahren die letzte Heimniederlage beigebracht hatte, gastierte am Wochenende an der Laubstiege – und wird sich verwundert die Augen gerieben haben. Denn in viele bekannte Gesichter blickten die Gästespieler nicht gerade, als sich beide Teams vor dem Anpfiff am Mittelkreis versammelten.

Nur vier etatmäßige Feldspieler der Ersten, dazu noch Keeper Sebastian Klaas, konnte Trainerin Karola Westhoff nominieren. Nach hart umkämpften 60 Minuten allerdings stand ein 25:25 auf der Anzeigetafel. Westhoff konnte es selbst kaum glauben: „Wir haben es heute mit einer komplett zusammengewürfelten Mannschaft geschafft, zu Hause ungeschlagen zu bleiben. Das kleine Wunder von der Laubstiege ist tatsächlich eingetreten“, schüttelte die Übungsleiterin ungläubig den Kopf.

Fünf junge Akteure aus der zweiten Mannschaft, Jürgen Lammers, Coach dieser Zweiten, A-Jugend-Trainer Adam Fischer sowie Niklas Agsten, der seit mehr als einem Jahr keinen Handball mehr gespielt hatte – so setzte sich der Kader zusammen, den Karola Westhoff letztendlich ins ungleiche Rennen schickte. Insbesondere Agsten zählte mit sechs Treffern zu den Matchwinnern, wenngleich es unfair wäre, aus dieser Einheit überhaupt einzelne Spieler herauszupicken.

Für den fehlenden Carsten Reß musste Alexander Priggen die Verantwortung auf der linken Rückraumposition übernehmen. Für den fehlenden Daniel Haarhuis wechselte Maik Visschedyk vom Kreis auf die ungewohnte Rückraumrechts-Position. Beide beeindruckten über die gesamte Spielzeit mit ihrer Einsatzbereitschaft und zogen mit Sebastian Heuer als Mittelspieler die anderen Spieler mit. Als Trio übernahmen sie die Führungsaufgaben.

Rund eine Viertelstunde lang war es eine ausgeglichene Partie, in der sich kein Team nennenswert absetzte. Als Westhoff dann Agsten brachte, ahnte sie wohl noch nicht, welche „Geheimwaffe“ da auf der Bank Platz genommen hatte. Ihm gelangen trotz einjähriger Handball-Abstinenz auf Anhieb drei Tore in Serie, sodass Vorwärts erstmals mit 9:6 etwas komfortabler vorne lag. Vielleicht selbst zu sehr überrascht gab es nun einen kleinen Bruch im Spiel. Man verzettelte sich in Einzelaktionen, dem SuS gelangen vier Treffer in Serie, schlussendlich ging es mit einem 13:13 in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel machte zunächst Priggen mit drei Toren aus dem linken Rückraum auf sich aufmerksam. Er nutzte die Lücken, die Agsten für ihn auf Rechtsaußen immer wieder riss. Auch Maik Visschedyk war in dieser Phase der Partie meist nur mit Fouls zu bremsen. Zwischenzeitlich gelang es Vorwärts Gronau so, 21:18 und 22:20 in Führung zu gehen. Doch in der Schlussphase kippte die Partie noch einmal. Jetzt erzwang Neuenkirchen mit Brachialgewalt selbst einen 24:22-Vorsprung.

Dass dieser zusammengewürfelte Haufen sich aber nicht aufgab, spricht Bände. Niklas Agsten, Maik Visschedyk und Alexander Priggen in den Schlusssekunden erkämpften das 25:25, das sich nach dem Schlusspfiff wie ein Sieg anfühlte. Und irgendwie auch wie ein kleines Wunder.

Es spielten : Klaas, Leuderalbert (Tor) Priggen (8), Agsten (6), Heuer (6), Visschedyk (3), Neururer (1), Dankbar (1), Moß, Maurer, Fischer, Wensing, Lammers, Fliege.

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