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18:29 – Warsteiner Angriffe wie im Zeitlupentempo

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Mit vier Treffern gestern schon einer der beiden Haupttorschützen des VfS neben Nico Wachholz: Lukas Pielsticker.
Mit vier Treffern gestern schon einer der beiden Haupttorschützen des VfS neben Nico Wachholz: Lukas Pielsticker. © Schröder, Daniel

WARSTEIN - Desaster zum Rückrundenauftakt für die Landesliga-Handballer des VfS Warstein: Der Hinrundenvierte kassierte gestern Abend in Schwelm eine herbe 18:29-Schlappe und blieb über weite Strecken alles schuldig, was ein Topteam der Liga ausmacht.

Von Bernd Großmann

Landesliga 4, Männer: TG Rote-Erde Schwelm – VfS 59 Warstein 29:18 (15:7). Wieder einmal wurde deutlich, dass die Mannschaft auswärts mit geharztem Ball eine ganze Klasse schlechter spielt als daheim – ganz besonders dann, wenn Lars Schorlemer fehlt und die anderen Routiniers weit unter Form agieren.

Null Feldtore von Spielertrainer Boban Ristovic, Co-Trainer Thorsten Kißling und Philipp Schmitt sind ein bislang einzigartiger Minuswert.

Von vorneherein war klar, dass die auch ohne Ciya Aslan, Constantin Pieper und Jonas Bittern angereisten Warsteiner einen schweren Stand haben würden. Jedoch: Auch die Schwelmer hatten erhebliche Personalprobleme gerade im Rückraum, weil Hauptschütze Moritz Meuren krankheitsbedingt arg geschwächt war. So lag die größte Last auf Routinier Marc Rode, der im Hinspiel gegen die 6:0-Abwehr des VfS kein Land gesehen hatte, diesmal aber groß auftrumpfte und mit zehn Treffern der überragende Akteur des lange einseitigen Matches war. Unterstützung erhielt er vor allem von den Außen, denn Klippel und Möller nutzten bis zum Seitenwechsel je drei Chancen, während beim Gast Youngster Simon Kraus zwei freie Würfe vergab.

Schwelms Plus war die größere Ballsicherheit bei weitaus höherem Tempo. Mit dynamischen Aktionen wurde die VfS-Deckung immer wieder aus den Angeln gehoben. Zudem konterten die Hausherren nach Ballgewinnen pfeilschnell, streuten sogar einen erfolgreichen Kempatrick (Pass von Klippel zum in die Kreis hechtenden Rode) ein und begeisterten ihre 90 Fans nach dem Dreierpack zum 9:3 mit einer Fünfer-Serie zum 15:6.

Permanente Sonderbewachung für Ristovic

Warsteins Angriffsaktionen wirkten dagegen, als würde eine Zeitlupe eingeblendet. Die permanente Sonderbewachung für Ristovic, der sich erst zurückzog, dann an den Kreis begab, kam zwar für den Gast keineswegs überraschend, schien aber die Nebenleute mächtig zu verunsichern. Technische Fehler, Lustwürfe, ungenaue Anspiele wechselten sich in unschöner Regelmäßigkeit ab.

Feldtore brachten in dieser deprimierenden ersten Hälfte allein der immer mehr in der Rolle des Spielgestalters schlüpfende Lukas Pielsticker und Linksaußen Nico Wachholz zustande.

Ristovic tat, was er auch schon beim haushohen Pausenrückstand in Wellinghofen gemacht hat – er hockte sich auf die Bank und schaute dem Treiben seiner Teamkollegen zu. Und das, was er sah, stellte ihn mehr und mehr zufrieden. Moralisch gestärkt durch eine Dreierserie zum 15:9, steigerten sich die Gäste plötzlich enorm, wirkten die Angriffsaktionen durchdacht und zielstrebig. Bis zum 18:11 hielt Schwelm seinen klaren Vorsprung, aber dann schlug der VfS viermal in Folge zu. Obwohl nach zwei Kißling-Fahrkarten vom Siebenmeterpunkt auch Schmitt einen Strafwurf an den Pfosten knallte, Björn Manderfeld beim Gegenstoß-Versuch ein Fehlpass unterlief, schien nach 45 Minuten beim Stande von 18:15 alles möglich.

Die erste Zeitstrafe überhaupt, gegen Sven Mühlenschulte ausgesprochen, bremste dann den VfS-Lauf. Und von der Marke klappte überhaupt nichts. Der völlig neben sich stehende Kißling jagte die Kugel gut einen Meter über den Kasten, später scheiterten auch Mühlenschulte und Wachholz, der zuvor immerhin zum 21:16 (50.) getroffen hatte.

Ausgerechnet in Unterzahl leiteten die aus ihrem Tiefschlaf erwachten Schwelmer mit drei Kontertoren die Entscheidung herbei.

Warstein gab sich jetzt völlig auf, kassierte insgesamt sieben Treffer am Stück und machte sich mit der Gewissheit auf dem Heimweg, dass in der Landesliga 15 starke Minuten nicht ausreichen, wenn in der restlichen Spielzeit kaum Bezirksliga-Niveau geboten wird.

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